Im Auge des Sturms

Woche 4: Blocktherapie mit Thomas ...

Eine weitere harte Woche beginnt für Thomas. Genau wie in der vorherigen Woche heißt es nun wieder fünfmal Training, Therapie und Ergo.

Wären die Wochen 3-5 meiner Blocktherapie ein Hurricane, dann wäre Woche 4 wohl das Auge des Sturms. Aber damit kein falscher Eindruck entsteht – es wird in Woche 4 alles andere als windstill.

In der physiotherapeutischen Behandlung liegt der Schwerpunkt auf der Mobilisation der Gelenke und des Rumpfes, welche durch mangelnde Bewegung und Belastung eingeschränkt sind.

Am Montag schmerzen meine Sprunggelenke noch immer und ich habe das Gefühl, dass ich mich am Wochenende nur bedingt erholen konnte. Kurz denke ich an die Worte in Woche 3 „Wir können jederzeit einen Gang zurückschalten…“ Ich beschließe, auf mich und mein Körpergefühl zu vertrauen und erinnere mich an den einen oder anderen Schmerz, den während diverser Operationen an den Beinen ertragen habe. Also packen wir das „Mimimi“ wieder in die Kiste und machen den Deckel zu!

Unter anderem wurden die Sprunggelenke mobilisiert und behandelt, da während der Blocktherapie durch die erhöhte Belastung dort leichte Probleme entstanden sind. Somit konnte Thomas durch die Behandlung wieder fit für den nächsten Tag gemacht werden.

Die Massagen an den Knöcheln, Füßen und Schultern sind äußerst unangenehm. Die Therapeutin versichert mir „ich drücke nur ganz sanft mit wenig Kraft.“ Am liebsten würde ich wie ein Ringer auf die Matte klopfen um aufzugeben, aber das würde mein Problem nicht lösen. Dem entgegen steht dann jedes Mal ein echtes Wohlgefühl, wenn ich anschließend in meine Schuhe steige und die geschundenen Stellen sich tatsächlich besser anfühlen.

Zusammen mit Thomas wurde ein Übungsprogramm entwickelt, welches er selbstständig Zuhause absolvieren kann. In Kombination mit der Therapie, welche aus passiver Mobilisation und Dehnung besteht, soll eine Verbesserung der Beweglichkeit erzielt werden. Dies ermöglicht es Thomas, sich in seinem Alltag leichter und besser zu bewegen.

Im Lokomat bauen wir das „Fang den Ball Spiel“ weiter aus. Ich steige über ausgelegte Hindernisse in Form von kleinen Stoffbällen und Stangen, welche mir meine Therapeutin im Laufen vor die Füße hält. Etwas Neues in dieser Woche sind pro Einheit 10 Minuten ohne Lokomat. Hier hänge ich dann „nur“ noch im Tragekorsett der Maschine und Laufe ohne „Robocop-Hose“. Auch hier merke ich bei aller Anstrengung zum ersten Mal deutlich, das sich etwas in den 3 Wochen getan hat. Zum ersten Mal fühlen sich meine Beine wieder stark an, so als könnte ich mich auf Sie verlassen und nicht als müsste ich mich um sie kümmern – Ein schönes Gefühl.

Unsere Ergotherapeutin versucht, auf den Patienten abgestimmt, eine immer weitergehende Progression der Therapie zu erreichen. Und somit ein Ziel von Thomas zu verfolgen. Irgendwann eine bestimmte Strecke ohne jegliche Hilfsmittel und selbstständig laufen zu können.

Meine findige Therapeutin denkt sich hierbei täglich neue „Späßchen“ aus, wie beispielsweise auf dem Laufband seitwärts oder Rückwärts gehen…

Auch im klassischen Training für Arme, Schultern, Rücken und Bauch ziehen meine Therapeuten die Schrauben täglich an und die eingesetzten Gewichte steigen. Neben Übungen an Geräten bauen wir auch allerhand Übungen mit Gymnastikbändern, Hanteln, Bällen und ähnlichem mehr ein. Das dient der Vorbereitung für die Zeit nach der Blocktherapie, wenn ich nur einen Tag pro Woche ins Gesundheitszentrum komme und mit täglichem Training zuhause mein Level so gut als möglich halten muss. Während dessen rüstet der Schlosser meines Vertrauens (Papa) den heimischen Garten entsprechend um, beispielsweise mit einem selbstgebauten Seilzug und einer Klimmzug-Stange.
Besonders in den FPZ- Einheiten spüre ich quasi täglich die Steigerungen in Punkto Beweglichkeit und Kraft. Auch hier fühlt sich die Anstrengung fantastisch an, fast ist es so dass ich mich über den Schmerz freue – Aber nur fast.

Nach Beendigung der Blocktherapie wird das Training, die Ergo- und Physiotherapie einmalig in der Woche weitergeführt. Während den letzten beiden Wochen arbeiten die Trainer und Therapeuten darauf hin, zusammen mit Thomas ein selbstständiges Programm zu erarbeiten. Ziel ist es dabei, dass Thomas danach einen Teil der Therapie alleine durchführen kann.

Auch im Kaatsu-Training wird im Laufe der Woche, dass was vergangene Woche noch das Maximum war, in eine neue Richtung verschoben. Ich bin die blöden Stangen los (siehe Woche 3)! Dafür darf ich jetzt ohne festhalten kurze Stücke hinter meinem Therapeuten herlaufen. Wo ich vergangene Woche noch in Panik verfallen wäre, bleibe ich ruhig und stelle mich meiner Herausforderung. Das hat vor allem 2 Gründe. Zum einen habe ich ein bedingungsloses Vertrauen zu meinem Therapeuten entwickelt – ich weiß, dass ich mit seiner Hilfe die Grenzen dessen was ich für machbar halte verschieben kann. Zum anderen lerne ich meinem eigenen Körper zu vertrauen. Ich merke was er alles aushält und dass er mich auch im Extremfall nicht im Stich lässt. Wie gewohnt bringen mich die Kaatsu-Einheiten jedes Mal an meine körperliche Belastungsgrenze. So müssen wir am Donnerstag hier tatsächlich einen Gang zurückschalten, da meine Sprunggelenke beim freien Laufen erstmal streiken. So verlagern wir die Übungen auf die Therapiebank. Hierbei machen wir eine erstaunliche Erfahrung. Wir wiederholen eine Übung aus Woche 2, damals sollte ich in Bauchlage meine gestreckten Beine anwinkeln. In Woche 2 gelang mir hier lediglich der Impuls in der Form, dass die Muskeln sich leicht anspannten. Ein Heben der Beine war mir nicht möglich. Heute in Woche 4 kann ich mein rechtes Bein nahezu auf 90° anwinkeln, mein schwächeres linkes Bein immerhin auf 45°.

Neben dem Wissen von unseren Therapeuten und Trainern ist es vor allem wichtig sehr stark hervorzuheben, dass ein großes Potenzial an Eigenmotivation nötig ist, um diese Therapieblöcke zu absolvieren. Ohne dies wäre Thomas nach 4 Wochen intensivem Training und Therapie nicht hier angekommen.  Das wir hier dazu beitragen können, dass er sich in seinem Alltag und in seinem Körper wohler fühlt, ist für uns ein wundervolles Dankeschön.

Beschwingt von diesem Erfolg vergeht der Freitag wie im Flug. Ich habe in dieser Woche zum ersten Mal gespürt, dass mein Körper sich verändert hat, dass ich mich verändert habe! Das Dinge möglich sind, von denen ich vor 4 Wochen noch nicht zu träumen gewagt hätte… Da fällt mir wieder ein Zitat aus Rocky ein „Es kommt nicht darauf an, wie hart du zuschlagen kannst, es kommt darauf an, wieviel du einstecken kannst und trotzdem weiter machst – So gewinnt man! Bisher war das nur ein schmalziges Zitat aus einem meiner Lieblingsfilme… Während ich an diesem Freitagabend im Garten sitze und über die vergangenen Wochen nachdenke, fühlt sich dieses Zitat mit einem Mal echt an, genau wie die Schmerzen in meinen Sprunggelenken – Ein gutes Gefühl!

Ob Thomas nun seine Ziele erreicht hat und wie es für ihn nach der Blocktherapie weitergeht, lesen und erfahren Sie im „letzten“ Beitrag unserer Serie. Seien Sie gespannt.

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