Herzratenvariabilität

Gesundheit messen ...

 

Gesundheitsverständnis:

Gesundheit wird laut WHO als „Zustand vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen” verstanden. Auf Basis dieses Verständnisses würde die Herangehensweise keinen eindimensionalen, sondern einen ganzheitlichen und multidimensionalen Ansatz voraussetzen. Doch bei der Komplexität dieser Materie stellt sich die Frage: Wo kann und sollte man anfangen?

Die Diagnostik- und Analyse-Möglichkeiten sind heutzutage vielfältig. Eine Schwierigkeit besteht darin, dass einzelne Messparameter wie z.B. das MRT, EKG, Blutdruck oder die Spiroergometrie, diesem multidimensionalen Anspruch nicht ausreichend gerecht werden. Die Herzratenvariabilität (HRV) liefert auf Basis eines 24-Stunden-Oberflächen-EKGs eine ganzheitliche Sichtweise. Aber wie funktioniert das und was steckt hinter der Messung der Herzratenvariabilität?

 

Unser Nervensystem

Dafür ist es wichtig zu verstehen, wie das menschliche Nervensystem aufgebaut ist. Neben dem zentralen Nervensystem verfügen wir über das periphere Nervensystem, welches Nervenbahnen innerviert die vom Rückenmark in die körperfernen Bereiche laufen.

Das periphere Nervensystem teilt sich wiederum in ein somatisches (willkürliches) und vegetatives (autonom, unwillkürliches) Nervensystem auf. Das vegetative Nervensystem reguliert die lebenswichtigen Vitalfunktionen wie Kreislauf, Atmung und Bewusstsein. Außerdem hält es den Organismus im Gleichgewicht, ohne dass wir es bewusst steuern können. Hierfür gibt es zwei Instanzen die als funktionelle Gegenspieler aufeinander abgestimmt interagieren: Sympathikus und Parasympathikus.

Während der Sympathikus als „Leistungsnerv“ für die Regulation in Stresssituationen, die Erhöhung der Aktivität in bestimmten Organen und das Abrufen der Energiereserven zuständig ist, fördert der Parasympathikus als „Ruhe- und Ordnungsnerv“ den Aufbau der Energiereserven, regenerative Körperprozesse und die Erholung. Dieses Zusammenspiel wirkt sich auf den Herzschlag aus und kann über die HRV gemessen werden.

 

 

Die Herzratenvariabilität

Die Abweichung der Zeit zwischen aufeinanderfolgenden Herzschlägen wird als Herzratenvariabilität beschrieben. Das Herz reagiert auf innere und äußere Einflüsse mit fein abgestimmten Variationen der Herzschlagfolge. Dadurch wird dessen Anpassungsfähigkeit an die ständig wechselnden Herausforderungen gewährleistet. Die HRV ist demnach nicht nur ein Prognoseparameter für die Herz- und Immungesundheit, sondern ermöglicht es, Aussagen über die allgemeine Regulationsfähigkeit und Gesundheit des Organismus zu treffen. Je größer die Varianz und je höher der HRV-Wert desto leistungsfähiger und gesünder ist der Körper. Die Einflussfaktoren auf die Herzratenvariabilität und damit auf die Gesundheit sind vielseitig. Neben Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Stress oder Schlafgewohnheiten haben Bewegung sowie z.B. das Alter oder Geschlecht einen Einfluss auf die HRV.

Chronischer Stress ist aufgrund der wachsenden Anforderungen und äußeren Einflüssen allgegenwärtig. Eine niedrige HRV kann hierbei eine potenzielle Kenngröße für eine erhöhte Anfälligkeit stressbedingter depressiver Symptome sein. Zusätzlich kann der Wert Aufschluss über Schlafstörungen geben. Anders als die negativen Auswirkungen von chronischen Stressbelastungen hat moderate Bewegung günstige Effekte auf die autonome Regulationsfähigkeit des Herzens und somit präventive Effekte hinsichtlich einer Blutdruckregulation.

Auch die Ernährung hat einen immensen Einfluss auf viele gesundheitliche Parameter. So scheinen Omega-3-Fettsäuren zur kardiovaskulären Prophylaxe bei übergewichtigen Menschen beizutragen und damit auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit zu wirken. Zusammenfassend wird deutlich, dass die HRV-Messung eine Chance bietet die bestehende Problematik der erwähnten multidimensionalen Sichtweise zu lösen. Durch diese Herangehensweise können mehrere gesundheitlich relevante Faktoren mit einbezogen, und Menschen auf dem Weg zu mehr Gesundheit besser betreut werden.

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