Einmal durch die Hölle und zurück - Teil 1

Einmal durch die Hölle und zurück - Teil 1 ...

Unser Thomas ist wieder zurück. Dem Team, des Gesundheitszentrums Elithera Stein, stand eine weitere große Aufgabe bevor. Wir haben uns zusammen mit ihm an eine weitere Fokustherapie gewagt. Doch war es möglich innerhalb eines Jahres noch weitere Erfolge zu erzielen? Ob und wie wir das gemeinsam geschafft haben erfahren Sie in den weiteren zwei Teilen der Blogserie.

Es ist die letzte Maiwoche 2021, ich habe mich (bereits im Februar) dazu entschlossen, 8 Monate nach meiner ersten Fokustherapie eine zweite Intensivtherapie, mit 5 Wochen á 5 Trainingstagen zu absolvieren. In den vergangenen Monaten habe ich mein Training
(sowohl Zuhause als auch im Elithera Gesundheitszentrum) aufrecht erhalten und fühle mich nun reif für den nächsten großen Schritt.
Für die bevorstehenden 5 Wochen habe ich mir diesmal gleich mehrere Ziele gesetzt. Ich will die letzten 6 Kilo abnehmen die zwischen mir und meinem Wunschgewicht stehen, gleichzeitig will ich meine Erfolge im Laufen ohne Gehhilfen weiter ausbauen und mich in Punkto Kraft und Ausdauer verbessern.

Dieses Mal hatte er sich einige weitere Ziele gesetzt, an denen wir schon die Male zuvor gearbeitet hatten. Unser gesamtes Therapeutenteam hatte sich schon einige Wochen davor in vielen Meetings darauf vorbereitet, welche Ziele wir uns mit Thomas setzen konnten. Was war mit ihm möglich und was wollten wir zusammen mit ihm erreichen? Um solche Ziele möglich zu machen, ist ein intensives Zusammenarbeiten aller Bereiche innerhalb unseres Zentrums notwendig. Ohne eine ständige Absprache würde so eine Art der Therapie nicht funktionieren.

An diesem Freitag bin ich wie immer zum Training in Stein. Ich habe mein Tagespensum bereits hinter mich gebracht und hänge durchgeschwitzt an meiner Wasserflasche, während mein Therapeut neben mir die Kaatsu Manschetten zusammenpackt. „Was ist denn unser Ziel für die 5 Wochen?“ frage ich „Wie wäre es mit – Wir laufen vom Eingang draußen einmal durch die ganze Halle bis ans Ende?“ ich pruste in meine Wasserflasche und schaue ungläubig zu meinem Therapeuten – Er meint es wie immer ernst, mit diesem motivierenden Grinsen das fragt „Was denn, das wird doch wohl kein Problem sein?“ Ich antworte: „Na schauen wir mal.“ (Bisher konnte ich kurze gerade Strecken von 5-8 m zurücklegen – Die vorgeschlagene Strecke ist etwa das 5 fache inkl. Kurven und Absätzen).

Jeder der schon einmal in unserem Zentrum war kennt die Strecke nur zu gut. Die von unserem Therapeuten vorgeschlagene Strecke hatte für Thomas die ein oder andere Überraschung bereitgestellt. Der Anfang war noch recht einfach gewesen. Beide starteten außerhalb des Zentrums. Mit unserer schweren Eingangstür kam das erste Hindernis, gefolgt von den Kurven zum Trainingsbereich und den Stufen, die an der ein oder anderen Stelle auftauchen.

Wir stimmen uns nochmal ernst auf die bevorstehende Fokustherapie ein. Für mich sind diese 5 Wochen extrem wichtig. Ich habe dafür meinen kompletten Jahresurlaub eingesetzt und wohne für diese Zeit in der Nähe des Therapiezentrums wieder bei meinen Eltern – Ich selbst wohne mit meiner Familie über 60 km entfernt. Ich bitte meinen Therapeuten um ein Versprechen: „Egal wie weit wir in diesen 5 Wochen kommen, versprich mir nur eins – Ihr holt jeden Tag alles aus mir raus, bis nichts mehr geht – OK?“ Als sich unsere Blicke treffen scheint er zu merken wie wichtig mir das alles ist. „Versprochen! Aber mach dir nicht schon vorher zu viel Druck – wirst sehen das läuft.“ Ich ahne noch nicht wie sehr er sich meinen Wunsch zu Herzen nehmen wird.

Dadurch, dass wir diese Art der Therapie nicht zum ersten Mal mit ihm gemacht haben und ihn auch schon etwas besser kannten, konnten wir uns schon darauf einstellen, wie intensiv wir seine Trainings- und Therapieeinheiten planen konnten. Auch seine Erwartungen an die 5 Wochen wollten wir nicht mit einem zu leichten Trainingsplan erschüttern. Schließlich wurden wir gebeten alles aus unserem Kandidaten herauszuholen. Dementsprechend wollten wir ihn nicht enttäuschen und waren somit gezwungen das Niveau oben zu halten.

Die erste Woche startet gleich mit Vollgas. Mit einer knackigen Kombination aus Kaatsu, Lokomat, Physiotherapie, Laufen und freiem Training spulen wir Tag für Tag mein 3-4 h Programm ab. Ich merke, dass wir diesmal keine große Eingewöhnungsphase haben – gut so. Dass wir das freie Laufen täglich (statt einmal pro Woche) trainieren macht sich bezahlt. Ich spüre wie ich auf meinen eingeübten Laufstrecken mehr und mehr Sicherheit gewinne.

 

In Punkto Ernährung stoße ich leider zum Ende der ersten Woche bereits an meine Grenzen. Geplant hatte ich (in Absprache mit der Ernährungstherapeutin) eine spezielle Diät, die nahezu auf Kohlehydrate verzichtet um während der Fokustherapie ordentlich die Pfunde purzeln zu lassen. Mein Speiseplan sieht hierbei täglich gleich aus:

 

Um auch das Ziel mit der Gewichtsabnahme zu unterstützen, war es wichtig alles sehr individuell auf Thomas zu gestalten. Eine solche Art der Diät ist nicht für jedermann geeignet und sollte daher auch nur in Absprache mit einer Fachperson erfolgen. Wir haben eine Low Carb Diät angesetzt, jedoch die Kohlenhydrate in Form von Obst beigelassen, um so mit den wichtigsten Vitaminen und Nährstoffen versorgt zu sein. Ohne eine zusätzliche Unterstützung durch die Proteinshakes, hätte sich in den 5 Wochen auch die Muskelmasse abgebaut. Da wir das aber keinesfalls gefährden wollten, griffen wir zu dieser Alternative (Dies kann unter anderen Umständen aber auch aus anderen Quellen bezogen werden).

Da Thomas uns aber um die einfachste und schnellste Methode gebeten hatte, haben wir uns dementsprechend dazu entschieden. Ihm war es wichtig nach all dieser Anstrengung nicht auch noch abends stundenlang am Herd zu stehen, um sich sein Essen noch zu kochen. Daher hat er sich schon Wochen vorher, zusammen mit unserer Ernährungstherapeutin, Pläne für die Wochen erstellt und fleißig alles eingekauft.

Das halte ich die erste Woche noch ganz gut durch, merke aber zusehends, dass Körper und Kreislauf mir hier und da kleine Streiche spielen und ich mich kraftlos und ab und an schlapp fühle. Auch wenn die Hosen bereits lockerer sitzen, beschließe ich die Hauptmahlzeit aus Gemüse ab hier mit Reis, Fisch und Geflügel zu ergänzen, was sich im Verlauf der 5 Wochen als richtig erweisen wird.
Wir sind am Beginn meiner 2. Woche, ich fühle mich zum Bäume ausreißen und das Laufen ohne Krücken klappt immer besser. An diesem Tag kommt mir mein Therapeut mit einem Hocker entgegen „Komm, heut gehen wir raus.“ Bevor ich mich versehe, sind wir im Hof des Gesundheitszentrums und ich sitze auf dem Hocker. Ich blicke auf eine lange gepflasterte Strecke… Mein Therapeut steht vor mir „So jetzt steh mal auf“.

Ich sitze auf meinem Hocker mitten im Hof und fühle mich unendlich klein. Um mich herum ist nichts woran ich mich festhalten könnte. Ich will aufstehen und bin wie festgeklebt „Kann nicht!“ ist alles was ich herausbringe.

„Doch kannst du“ höre ich meinen Therapeuten wie durch einen langen Tunnel sagen. In meinem Kopf macht sich eine unheimliche Angst breit, dass ich bereits beim Versuch mich zu erheben stolpern oder fallen könnte. Der Ortswechsel ist für mein Gehirn wie ein Reset. Alles was ich mir in den vergangenen Wochen und Monaten in Sachen Laufen erkämpft habe ist scheinbar wie weggeblasen.
Es wird ein langer Tag und nach endlosen Versuchen und dem unermüdlichen Zureden meines Therapeuten schaffe ich es zumindest mich kurz zu erheben.

Um seinen Gedanken Stand zu halten, haben wir auch die Meditation auf die Liste gesetzt. Diese intensiven 5 Wochen rufen die ein oder andern Situationen hervor, in denen man vor etwas steht und nicht weiter weiß. Meditation bereitet uns genau hierfür vor. Wir beruhigen unseren Geist, um unsere Innere Resilienz zu stärken. Man betrachtet solche Momente aus einem anderen Blickwinkel und beruhigen sich somit. Dadurch können wir Stresssituationen auf eine andere Art und Weise begegnen. Aber auch hier bedarf es einer gewissen Zeit an Übung, denn Meditation funktioniert nicht einfach über Nacht. Hier ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

 

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